FMEA: Aufgabenpriorität (AP) vs. Risikoprioritätszahl (RPZ)
Wenn es darum geht, Prozesse, Produkte oder Systeme zu bewerten und zu optimieren, spielt die Analyse potenzieller Risiken eine entscheidende Rolle. Eine Methode, die in vielen Industrien zur Identifikation und Bewertung solcher Risiken verwendet wird, ist die Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse (FMEA).
Dabei werden potenzielle Fehler und deren Auswirkungen systematisch analysiert, bewertet und priorisiert. Im Folgenden werden wir uns zwei Ansätze zur Bewertung dieser Risiken genauer ansehen: Die Bewertung nach Aufgabenpriorität und die Verwendung der Risikoprioritätszahl (RPZ).
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FMEA im Überblick
Die FMEA ist ein qualitatives, systematisches Verfahren, das dazu dient, potenzielle Fehlerquellen in Produkten oder Prozessen zu identifizieren und ihre Auswirkungen auf den Endkunden oder das Gesamtsystem zu bewerten. Die Hauptzielsetzungen dieser Methode sind:
- Frühzeitiges Erkennen von potenziellen Fehlerquellen
- Priorisierung der Fehler nach ihrem Risikopotenzial
- Ableitung von Maßnahmen zur Fehlervermeidung oder -reduktion
- Bewertung nach Aufgabenpriorität
Alter Standard RPZ / Risikoprioritätszahl:
Die RPZ ermöglicht eine umfassende Bewertung des Risikopotenzials eines Fehlers. Je höher die RPZ, desto kritischer ist der Fehler und desto dringender sollten Maßnahmen zu dessen Vermeidung oder Reduzierung ergriffen werden.
FMEA und die Bewertung von Risiken auf Basis der AP/Aufgabenpriorität nach dem Standard von VDA & AIAG
Die Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse, kurz FMEA, ist ein wichtiges Instrument im Qualitätsmanagement und dient der Identifikation und Bewertung von potenziellen Risiken. Diese Methode wird in verschiedenen Branchen eingesetzt, um sicherzustellen, dass Produkte und Prozesse zuverlässig und sicher sind.
Ein zentraler Aspekt der FMEA ist die Bewertung dieser Risiken. Und hier kommt die Aufgabenpriorität (AP) ins Spiel.
Was ist die AP (Aufgabenpriorität)?
Die Aufgabenpriorität ist ein Wert, der angibt, wie dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, um ein bestimmtes Risiko zu reduzieren oder zu beseitigen. Sie wird auf Basis von drei Kriterien ermittelt:
- Auftretenswahrscheinlichkeit: Wie wahrscheinlich ist es, dass der Fehler auftritt?
- Bedeutung (Severity): Wie gravierend sind die Folgen, wenn der Fehler auftritt?
- Entdeckungswahrscheinlichkeit: Wie wahrscheinlich ist es, dass der Fehler vor Erreichen des Kunden entdeckt wird?
Die Multiplikation dieser drei Faktoren ergibt den Risikoprioritätszahl (RPZ), und diese Zahl bestimmt die Aufgabenpriorität.
VDA & AIAG: Ein gemeinsamer Standard
Sowohl der Verband der Automobilindustrie (VDA) in Deutschland als auch das Automotive Industry Action Group (AIAG) in den USA haben sich auf einen gemeinsamen Standard für die FMEA geeinigt. Dieser harmonisierte Standard sorgt für eine einheitliche Methode und Terminologie im globalen Automobilsektor.
Der Vorteil dieses Standards ist, dass er Transparenz und Vergleichbarkeit bei der Bewertung von Risiken bietet. Unternehmen, die nach diesem Standard arbeiten, können sicher sein, dass ihre Bewertung von Risiken den gleichen Kriterien folgt wie die ihrer internationalen Partner und Zulieferer.
Die Bedeutung der AP in der Praxis
Mit Hilfe der Aufgabenpriorität können Unternehmen entscheiden, welche Risiken zuerst angegangen werden müssen. Ein hoher AP-Wert weist auf ein hohes Risiko hin und zeigt, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Unternehmen können so Ressourcen effizient einsetzen und sich auf die kritischsten Bereiche konzentrieren.
Ein weiterer Vorteil: Die AP ermöglicht es Unternehmen, ihre FMEA-Dokumentation systematisch zu überprüfen und zu aktualisieren. Wenn sich beispielsweise die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Fehlers ändert, kann dies zu einer Anpassung der AP führen.
Bewertung von Risiken nach der Aufgabenpriorität oder der Risikoprioritätszahl (RPZ)
Die Bewertung von Risiken nach der Aufgabenpriorität oder der Risikoprioritätszahl (RPZ) kann für verschiedene Arten von Risiken angewendet werden. Hier sind einige Beispiele:
- Technische Risiken: Dies umfasst Risiken, die mit der Technologie oder den technischen Prozessen zusammenhängen, wie z.B. Ausfälle von Maschinen oder Systemen, Stromausfälle, Datenverluste oder Cyberangriffe.
- Finanzielle Risiken: Dazu gehören Risiken, die sich auf die Finanzen des Unternehmens auswirken können, wie z.B. Wechselkursschwankungen, Marktschwankungen, Zahlungsausfälle oder Betrug.
- Sicherheitsrisiken: Dies bezieht sich auf Risiken, die die Sicherheit von Mitarbeitern oder Kunden gefährden können, wie z.B. Unfälle am Arbeitsplatz, Einbrüche, Diebstähle oder Terroranschläge.
- Umweltrisiken: Hierbei handelt es sich um Risiken, die sich auf die Umwelt auswirken können, wie z.B. Verschmutzung von Luft, Wasser oder Boden, Klimawandel oder Naturkatastrophen.
Die Bewertung von Risiken nach der Aufgabenpriorität oder RPZ kann also in verschiedenen Bereichen angewendet werden, um Risiken zu identifizieren und zu bewerten und somit Maßnahmen zur Risikominimierung zu ergreifen. Sie kann mit einem strukturierten Ansatz in ein Risikomanagementsystem integriert werden.
Hier sind einige Schritte, die bei der Integration dieses Ansatzes in ein Risikomanagementsystem hilfreich sein können:
- Identifizieren Sie die Risiken, die bewertet werden müssen.
- Bestimmen Sie die Kriterien, die zur Bewertung der Risiken verwendet werden sollen, wie z.B. Eintrittswahrscheinlichkeit, Auswirkungen und Schweregrad.
- Ordnen Sie jeder Kategorie eine Gewichtung zu, um ihre relative Bedeutung zu bestimmen.
- Bewerten Sie jedes Risiko entsprechend den Kriterien und der Gewichtung.
- Berechnen Sie die Bewertung für jedes Risiko.
- Ordnen Sie die Risiken nach ihrer Bewertung und Priorität.
- Entwickeln Sie Strategien zur Reduzierung oder Vermeidung von Risiken mit hoher Priorität.
- Überwachen Sie regelmäßig die Risiken und passen Sie die Bewertung und Priorität bei Bedarf an.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Integration der Bewertung von Risiken nach der Aufgabenpriorität oder RPZ / Risikoprioritätszahl in ein Risikomanagementsystem ein kontinuierlicher Prozess ist, der regelmäßig überwacht und angepasst werden muss, um sicherzustellen, dass das System effektiv bleibt.
Fazit
Die FMEA ist ein mächtiges Werkzeug im Risikomanagement. Durch die Bewertung von Risiken auf Basis der AP nach dem Standard von VDA & AIAG erhalten Unternehmen eine klare und standardisierte Methode, um sicherzustellen, dass ihre Produkte und Prozesse sicher und zuverlässig sind. In einem globalisierten Markt, in dem Konsistenz und Qualität entscheidend sind, ist dies von unschätzbarem Wert.